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BLOG

90 Jahre nach der Flucht von Marie Juchacz 1933 aus Deutschland habe ich mich auf Spurensuche begeben.

Von Anfang Mai bis Mitte Juni 2023 konnte man mir per Blog auf der Route des Exils von Berlin bis nach Sauvagnon im Süden Frankreichs folgen, an die Orte, an denen Marie Juchacz ab 1933 mit ihren Weggefährt*innen lebte - verfolgt und im stetigen Widerstand gegen den Nationalsozialismus – und von wo aus sie 1941 per Schiff in die USA floh. 

Nach der Fahrt geht das Projekt weiter. Die gewonnenen Informationen werden in Hamburg verarbeitet und Recherchen zum Thema vertieft, um weitere Informationen über die Exilzeit von Marie Juchacz zusammenzutragen und zunächst auf Vorträgen davon zu berichten. Eine spätere Veröffentlichung ist angedacht.

Ihre / Eure Lydia Struck

Die Beiträge Berichte und Live-Übertragungen aus den Orten des Exils werden hier stetig (auch im Nachgang noch) ergänzt.


In Ber

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1. Mai 2023

Fahrt nach Berlin: 

Von Berlin floh Marie Juchacz im Mai 1933  vor den Nationalsozialisten ins damals unabhängige Saargebiet nach Saarbrücken. Ich starte die Tour "Auf der Route des Exils" daher offiziell in Berlin.

Video: Auf der Route des Exils - Auf nach Berlin https://www.youtube.com/watch?v=7RUVLn3Pslo (Danke an Janina Kriszio für die Unterstützung bei den Aufnahmen für das Video)

2. Mai 2023

Heute hatte ich ein schönes Gespräch mit Mitgliedern des Vorstandes des AWO Bundesverbandes in Berlin Claudia Mandrysch und Selvi Naidu mit anschließendem Pressetermin am Marie-Juchacz-Denkmal. Ein gelungener Start für das Projekt. Mit dem überreichten AWO-Care-Paket in dem viele nützliche und liebevoll Ausgewähltes steckt, geht es nun los auf die "Route des Exils".  Danke auch an Maike Beutler und Denis Schröder vom AWO Bundesverband für die Planung und an Janna Vakili für die Fotos.

Über das Treffen am Denkmal wurde am Abend in einem Beitrag auf RBB24 berichtet. Und auch im Vorwärts wurde ausführlich von Kai Döring über die Tour berichtet.


Artikel im Vorwärts (3. Mai 2023): https://vorwaerts.de/artikel/awo-gruenderin-juchacz-nachfahrin-route-exils-folgt

3.5.2023

Noch einen Tag in Berlin ran gehängt, um das Wohnhaus und Viertel in Berlin-Köpenick zu besuchen, das Marie Juchacz 1933 verließ, als sie vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste. 



5.5.2023 Besuch beim Künstler des Marie-Juchacz-Denkmals (Berlin) Gerd Winner in seinem Atelier in Liebenburg. Es war ein intensives und spannendes Gespräch über Krieg und Frieden und die Entstehung des Marie Juchacz Denkmals. Auszüge aus dem Interview werden demnächst hier erscheinen, sobald sie technisch bearbeitet sind. Gerd Winner gab mir eine Miniatur des Marie-Juchacz-Denkmals mit auf den Weg, damit ich es Menschen auf der Tour zeigen kann. Ich habe dann eine lustige Aktion gestartet und Gerd und Martina Winner regelmäßig (frei nach dem Vorbild des Gartenzwergs in "Die falbelhafte Welt der Amélie") Fotos von den Orten des Exil mit Marie-Juchacz-Denkmal geschickt.

- Visiting the artist of the Marie-Juchacz-Monument (Berlin) Gerd Winner at his workshop in Liebenburg. It was an intensive and nteresting conversation about war and peace and about the development of the monument. Extracts of the interview will be available to listen to, as soon as  it is technically prepared. 


7./8.5.2023 

Reise und Ankunft in Bonn.










9.5.2023

Besuch der Grabstätte auf dem Kölner Südfriedhof, Elisabeth Kirschmann-Röhl, Emil Kirschmann, Fritzmichael Röhl und Marie Juchacz. Ich habe dort im Regen ein paar Blumen gepflanzt. Anschließend ging es zum Vortrag "Marie Juchacz - Zwischen Verfolgung und Widerstand in Köln-Chorweiler im Café Maire des Marie-Juchacz-Zentrums.


Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 15. Mai 2023 

10.5.2023

Sitzung der Historischen Kommission des AWO Bundesverbandes in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, deren Mitglied ich bin. Vorstellung des Projektes "Auf der Route des Exils" für die anderen Mitglieder der Kommission. Das Interesse an dem Projekt fand hier sehr viel Zustimmung und Unterstützung. Der Besuch in den Tiefen des Archivs war motivierend und von Stephanie Kröger extrem professionell geführt. Danke für die Einblicke, die thematisch sehr gut passten, z.B. Flugblätter, Tarnschriften und SoPaDe-Nachlässe. 


11.5.2023 Letzte Eindrücke in Köln. Fahrt nach Saarbrücken Ankunft am späten Abend. So aufregend endlich den ersten Ort  des Exils kennenzulernen. Ich freue mich auf die Erkundungen und Begegnungen vor Ort.



12.5.2023 Saarbrücken erkundet und die Umgebung vom Bahnhof bis zum nahegelegenen Haus in der Bahnhofstraße gegangen, wo Marie Juchacz ihren Mittags- und Abendtisch betrieb. Antiquariat durchstöbert und am Abend mit Jürgen Nieser Landesgeschäftsführer AWO Saarland und Dr. Roland Märker, ehem. AWO Landesgeschäftsführer. 



15.5. Forbach

Mit einem Zwischenstopp an der Grenze von Deutschland (Saarbrücken) zu Frankreich gab es einen Zwischenstopp auf einem Friedhof, der für die "Schlupflöscher" bekannt war. Entlang der hinteren Friedhofsgrenze war nämlich auch die Landesgrenze. Heut ist dort ein Zaun zu sehen, der auch noch immer geschlossen verläuft. Vermutlich, damit die innereuropäische Grenze definiert bleibt und nur die offiziellen Durchfahrten kontrollierbar bleiben? Wie auch immer. Wir wurden dort von einem Gewitter überrascht und es hatte etwas atmosphärisches.


In Forbach in der Nr. 41 der Rue National haben wir Kaffee getrunken und mit den Café-Betreiber*innen über die Vergangenheit des Hauses geplaudert. Es war Ihnen nicht bewusst, wie bedeutend dieser Standort einst war. Hier war die von Emil Kirschmann die "Beratungsstelle für Saarflüchtlinge" eingerichtet. Zu den engsten Mitarbeitern zählten die Frankfurter Arbeiterwohlfahrtsfunktionärin Johanna Kirchner, die saarländischen Gewerkschaftssekretäre Richard Kirn (bis 1935 Vorstandsmitglied der SPD Saar) und Heinrich Hünnekens. Träger wurde der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB).

Der Schaukasten soll mit Pappen zugestellt gewesen sein und auf einem Zettel stand "Büro". Drinnen ein Tisch an dem Geflüchtete warten konnten und verunsichert darauf warteten, ob ihre Emigrationsgründe ausreichten, um die Papiere zu erhalten. Ansonsten hatten sie mit der Ausweisung aus Frankreich zu rechnen. Ein Ladentisch an dem Johanna Kirchner arbeitete und hinter einer Wand eine weitere Schreibmasche an der Käthe Fey Listen anfertigte. (vgl. Redmer S. 99 über die Tagebuchaufzeichnungen von Paul Siegmann). 1936 wurde das Büro zu einer Information von Emigranten-für Emigranten (Zusammenschluss Arbeiterwohlfahrt, Rote Hilfe und "ehemalige Beratungsstelle). Doch schon im Herbst 1936 endete die Flüchtlingsbetreuung in Forbach, da die Volksfrontregierung unter Léon Blum mit dem  Internationalen Nannsen-Amt und und dem Völkerbund geeinigt hatte die Saarflüchtlinge mit weissrussischen Exilanten gleichzustellen und somit offiziell das "office sarrois" in Paris, das fortan von Max Braun geleitet wurde.  Aus dem Grund verließen Max und Angela Braun die Metzer "Kommune".


15.5./16.5. 15

Ich war gespannt auf die Stadt Metz. Hier hat der Sohn von Marie Juchacz einen landwirtschaftlichen Hof verwaltet, dieser befand sich in St. Symphorien de Metz. Wo dies genau liegt, konnte mir die belesene und historisch interessierte Madeleine erzählen, die schon alles für mich vorbereitet hatte, nachdem ich Ihr eine Kopie eines Briefes von Paul Juchacz geschickt hatte. St. Symphorien ist eine Insel vor Metz, heute Teil von Metz und bebaut, aber ursprünglich war es oft überflutet und daher eine sehr fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Fläche. Mit den Infos aus den Briefen und denen von Madeleine habe ich mich auf den Weg gemacht, da dort auch die Gruppe Kirschmann für einige Zeit 1936 untergetaucht sein soll. Das konnte ich mir gut vorstellen, nachdem ich auf der Insel war. Es machte wirklich einen etwas abgelegenen Eindruck. Einst war es ein guter Platz, um sich zu verstecken.


17.5. Fahrt

18.5. Belfort


Ich habe den Punkt Belfort aus logistischen Gründen (und weil die Hotels billiger waren) vorgezogen. Eine interessante kleine Stadt. Erstmal ist dies "nur" der Ort von dem aus Marie Juchacz und die Gruppe Kirschmann den Nord-Osten Frankreichs in Richtung Süden verließ. Der Bahnhof war daher für mich von Interesse. Dann war ich von dem Burg-Berg mit der Löwenskulptur von Auguste Bartholdi so angezogen, dass ich mich noch mit der Geschichte des Ortes befasst habe, um dort festzustellen, dass die Stadt Belfort eine Menge mit Widerstand in den verschiedenen Kriegen zu tun hat. Und die Festung mit all ihren Tunnelanlagen zu einigen erfolgreichen Widerstandskämpfen beigetragen hat. Ein Ort mit einer starken Ausstrahlung! Ich war froh den "touristischen" Ausflug bergauf gemacht zu haben und der Ausblick mit den Bergen im Hintergrund war eine Wohltat. Nebenbei ist mit der Löwenskulptur von Bartholdi bereits ein Bezug zu New York zu finden, denn der Künstler schuf auch die berühmte Freiheitsstatue. 

19.5. Mulhouse/Mühlhausen

In Mühlhausen/Mulhouse gab es zwei entscheidende Orte zu besuchen. Das erste Mühlhausener Domizil der Gruppe Kirschmann am Quai d'Oran 33. und das zweite, etwas geräumigere Quartier in der Rue de Bruebach 43 wo sich die Arbeitsbedingungen für die Gruppe verbesserten.






20.5. Fahrt

Lyon


21.5./22.5. Marseille



22./23.5. Übernachtungs-Stop in Montpellier 

23.5. Ankunft in Pau

24.5. Überblick in Pau 


25.5. Archivtag in Pau


26.5. SAUVAGNON


27.5. Musée de la Resistance in Pau

https://www.facebook.com/profile.php?id=100076255680822

28.5. Fahrt Richtung D-Day Gedenkfeiern in der Normandie (der Ort hat mit Marie Juchacz nicht direkt zu tun, doch das Kriegsende hatte auch für sie eine große Bedeutung und erste Care-Pakete ging nach Frankreich und erst dann nach Deutschland, als es möglich wurde Post dorthin zu senden.)


Durch technische Einschränkungen bedingt, ist der Blog nicht tagesaktuell und wird auch inhaltlich immer wieder an unterschiedlichen Stellen ergänzt.

Den aktuellen Stationen kann auf Facebook gefolgt werden. 




Ich freue mich über Kommentare im Gästebuch.

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